Wenn Burkhard Beins das Alphabet seiner Sonic & Science Fiction-Influences aufzählt, dann kann ich ob der enormen gemeinsamen Schnittmenge
nur gerührt und eifrig nicken!!! Pynchon, Schmidt, die Strugatzki-Brüder, logisch... Motion und Schulze, naja, immerhin gut ausbalanciert mit Smith & Swift.
Die Bekanntschaft zwischen Beins und BA geht bis Anfang der 90er zurück. Damals war sein Standort noch Celle und dort und später
in Hamburg war er mit Michael Renkel im Duo Activity Center und mit NUNC aktiv.
Die Verbindung blieb auch nach dem Umzug nach Berlin erhalten, wo er
die Fraktion der Berlin Drums verstärkte und erreichte mit der Perlonex-EP für BA 35 einen Höhepunkt.
Beins hatte sich mehr und mehr profiliert als ein Perkussionist mit ganz unverwechselbaren Techniken und Klangbildern, der
mit Foren wie 2:13 und dem Brückenschlag nach London und dem lokalen Zarek-Label seines Perlonex-Partners Ignaz Schick
zu einer festen Anbindung an die europäische Improszene gefunden hat. Neben der Großformation Phosphor
oder dem Trio Sealed Knot zeigten ihn vor allem auch seine Duo-Sessions, etwa mit
Andrea Neumann (Lidingö)
oder Keith Rowe (Grain), als einen ganz
eigenwilligen Vertreter einer Ästhetik zwischen Dröhnminimalismus und akkumulativer Energie. Seine herausstechenden Mittel
sind dabei Metallscheiben, mit denen er über das Trommelfell schabt und Geigenbogenstriche über die Drumrims. Völlig unplugged
erzielt er damit oft verblüffend "elektronische" Klänge. Ich bin versucht zu sagen, dass Beins damit bestimmte Geräusche, ich denke etwa die
Singende Säge und unter Drumstickkreidestrichen aufschrillenden Cymbals von Paul Lovens, konzeptionell zu einem eigenen Schwerpunkt
ausgebaut hat. Er ist damit jazzferner als noch die noisigsten unter den Improdrummern der Stevens-, Day- oder Lyttontradition, etwa Fine,
Turner, Welch, Zach. Zumindest scheint er ganz eigene Konsequenzen aus etwa Eddie Prevosts Ansatz bei AMM gezogen zu haben.
Beins sirrende und dröhnende Effekte, seine bruitistische Ader, aber auch seine Lust am Haptischen und wie er zwischen Sinnesreiz und
V-Effekt pendelt sind besonders schön eingefangen auf "Nadir", seinem Beitrag zu "Berlin Drums"...
-Rigobert Dittmann / Bad Alchemy 46, 2005 -
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